Nachwuchs-Coach Thomas im Interview
Mit Thomas Wilhelm haben wir heute einen weiteren Coach, den wir euch vorstellen möchten. Jeder, der in den vergangen Jahren etwas mit dem HC Kufstein zu tun gehabt hat, kennt ihn natürlich bestens. Er war jahrelang eine feste Größe in der Kampfmannschaft der Dragons, ehe er sich vor 4 Jahren dazu entschied, etwas kürzer zu treten. Seither findet man Thomas hauptsächlich mit dem Nachwuchs auf dem Eis. Und wenn einmal Not am Mann ist und man sich nicht gerade in einem Lockdown befindet, dann auch in der Defensive des Farmteams. Worauf Thomas wirklich stolz ist und worauf weniger und wie es seinem Sohn Elias bei den Star Bulls Rosenheim geht, das könnt ihr im folgenden Interview lesen:
Servus Thomas, schön das du dir heute die Zeit genommen hast, mit uns etwas zu plaudern. Mit 394 Spielen für die Dragons bist du jener Spieler mit den meisten Einsätzen in der Vereinsgeschichte. Fast zwei Jahrzehnte warst du praktisch nicht aus der Kampfmannschaft wegzudenken. Wie fühlt sich das an, wenn du heute auf die Zeit als aktiver Spieler in der Kampfmannschaft zurückblickst?
Ich freue mich sehr über das Interview. Ich blicke sehr gerne auf meine aktive Zeit als Spieler bei den Dragons zurück. Die Freude bei den Siegen, die Enttäuschung bei den Niederlagen, der Ehrgeiz für die Mannschaft immer das Beste zu geben hat mich bis in mein Erwachsenenalter geprägt. Ich erlebte viele schöne Momente, viele lustige Auswärtsfahrten und lernte Freunde fürs Leben kennen.
Du bist ja nicht nur der Spieler mit den meisten Spielen bei den Dragons, sondern mit 792 Minuten hast du zudem die meiste Zeit aller Dragons auf der Strafbank verbracht. Ein Rekord, auf den du stolz bist, oder hätte es doch die ein oder andere Strafe weniger sein dürfen?
Da ich in der Torschützenliste nie zu den Top Ten gehörte, wollte ich wenigstens in einer anderen Statistik vorne aufscheinen (lacht). Nein Spaß beiseite. Wirklich stolz bin ich nicht darauf und die ein oder andere Strafe wäre sicher vermeidbar gewesen. Diesbezüglich bin ich sicher kein gutes Vorbild.
Seit 2019 gehörst du zum Trainerteam der Kufstein Dragons. In Kufstein scheint dieser Weg fast etwas Tradition zu haben. Nach dem Ende der aktiven Karriere wechselt man in den Trainerstab oder in den Vorstand. Wie ist es bei dir damals dazu gekommen, dass du den Schritt hinter die Bande gegangen bist?
Mit einem weinenden Auge habe ich damals meine aktive Karriere beendet, aber ich wusste sofort, dass ich weiterhin mit dem Sport und den Dragons verbunden bleiben wollte. Vor Jahren schon absolvierte ich meine Trainerausbildung und nun macht es mir sehr viel Spaß mit den Kids als Trainer auf dem Eis zu stehen.
Heuer hättest du die U17 Mannschaft coachen sollen. Diese musste der Verein leider kurz vor Saisonbeginn wieder von der Meisterschaft abmelden, da sich leider nicht genug Spieler finden konnten, um an einer Liga teilzunehmen. Wie kommt es, dass in einer Eishockeystadt wie Kufstein, in einer U17 Mannschaft so wenige Spieler sind?
Es ist sehr schade, dass heuer keine U17 Mannschaft an der Meisterschaft teilnehmen kann. Ich denke es gibt mehrere Faktoren warum der U17 Jahrgang schwer aufzustellen ist. Zum einen ist gerade in diesem Alter die Zeit in der sich die Interessen junger Menschen ändern. Ausgehen, Freunde treffen, höhere Schulen aber auch Beruf und Lehre bewegen viele junge Spieler dazu mit dem Sport aufzuhören. Leider zieht sich dieser Umstand wie ein roter Faden durch nahezu alle Vereine in Tirol. Lediglich drei Tiroler Vereine können eine U17 Mannschaft stellen.
Auch in der U15 hat man Schwierigkeiten, genug Spieler zusammenzubringen. Man hat sich schlussendlich mit dem EC Die Adler Stadtwerke Kitzbühel zusammengetan und eine Spielgemeinschaft angemeldet. Denkst du, dass wird die Zukunft sein? Oder kann man mit guter und nachhaltiger Nachwuchsarbeit vermeiden, dass Mannschaften aufgrund von zu kleinen Kadern nicht an Meisterschaften teilnehmen können?
Es ist toll, die Möglichkeit zu haben, Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen zu bilden. Dadurch haben die wenigen Spieler weiterhin die Möglichkeit ihr Hobby auszuüben und der Verein kann diese Nachwuchsspieler halten und bis in die Kampfmannschaft fördern. Ich denke, dass man diesem Problem auf jeden Fall mit aktiver und nachhaltiger Nachwuchsarbeit entgegenwirken kann. Wie man an der Anzahl der aktiven Kinder im jüngeren Nachwuchsbereich sieht, ist der HCK auf einem sehr guten Weg. Sodass man hoffentlich in Zukunft genug Eigenbauspieler hat, um in jeder Altersklasse eine eigene Mannschaft stellen zu können.
Dein Sohn Elias spielt derzeit bei den Star Bulls Rosenheim. Du hast mit ihm sehr früh den Weg nach Bayern gesucht. Dazu drei Fragen: Wie geht es Elias in Rosenheim und wie sind sie in der Meisterschaft unterwegs? Wenn du die Entwicklung im Nachwuchs der Dragons ansiehst, würdest du deinen Sohn heute auch noch so früh zu einem anderen Verein schicken? Denkst du, dass Kufstein mittelfristig ebenfalls eine Talenteschmiede wie Rosenheim oder Bad Tölz (JJ Peterka, ein ehemliger Tölzer hat vor kurzem sein Debüt in der NHL gefeiert) werden kann.
Danke der Nachfrage. Ihm geht es sehr gut und er fühlt sich im Verein und in der Mannschaft sehr wohl. Die U15 der Starbulls Rosenheim hat in der laufenden Saison noch kein Spiel verloren. Wenn es weiterhin so gut läuft spielen sie am Saisonende mit drei weiteren Mannschaften um die deutsche U15 Meisterschaft. Aufgrund bürokratischer Umstände wegen der Spielerlizenz haben wir uns damals dazu entschlossen schon so früh zu wechseln. Mittlerweile kann man die Trainingsintensität des HCK bei der U11 und jünger auf jeden Fall mit der der Starbulls vergleichen. Deswegen ist ein so früher Wechsel wie wir ihn machten nicht mehr unbedingt nötig. Ich denke definitiv, dass der HC Kufstein das Zeug dazu hat, eine Talentschmiede zu werden. Mit der Verbesserung der Nachwuchsarbeit, dem Engagement der Trainer und dem Einsatz des Vorstandes sind die Dragons auf dem besten Weg dazu.
Du kennst die Strukturen in Tirol und Bayern. Denkst du, dass es der richtige Schritt gewesen ist, mit der U11 Mannschaft nach Bayern zu wechseln?
Die sportliche Infrastruktur in Bayern ist besser als in Tirol. Es herrscht eine größere Vereins- und Mannschaftsdichte, dadurch ergeben sich viel mehr Spielmöglichkeiten für die Kinder. Die U11 der Dragons konnte sich nun zum dritten Mal in Folge gegen unsere bayrischen Nachbarn behaupten und die Spiele gewinnen. Der Schritt war sicher mutig, aber der Erfolg gibt dem HCK recht. Gratulation dazu!
Du hast heuer auch im Farmteam erste Einsätze als Coach gehabt. Ist das Senioreneishockey ein Ziel von dir, oder siehst du deine Aufgaben weiterhin im Nachwuchsbereich?
Definitiv Nachwuchsbereich! Ich verbringe eine tolle, lehrreiche Zeit mit den Burschen der Landesliga, habe jedoch mehr Spaß an der Arbeit mit den Kindern.
Wenn du einen Wunsch an die Nachwuchsvorstände der Kufstein Dragons richten könntest, welcher wäre das?
Chapeau an den Vorstand! Es fand in relativ kurzer Zeit eine sehr positive Entwicklung statt. Macht bitte weiter so!
Zum Abschluss möchte ich mit dir noch einen kleinen Wordrap machen:
Winter oder Sommer – Winter
Berggehen oder Schwimmbad – Schwimmbad
Schnitzel oder Kaiserschmarren – Hauptspeise und Nachspeise (also beiden 😉)
Musik oder Podcast – Musik
Film oder Serie – Film
Powerplay oder Unterzahl – Unterzahl! Im Powerplay war ich selten im Einsatz
Pater Rudi oder Augustina – Egal, Hauptsache kalt
Eis oder Kuchen – Eis
Thomas, vielen Dank für deine Zeit. Abschließend hast du noch die Möglichkeit dein Wort an alle Dragons Nachwuchsspieler und deren Eltern zu richten:
Liebe Kinder!
Auch ich war einmal ein junger Spieler und ich weiß, dass es oft nicht einfach ist den Sport, die Schule und die Freunde unter einen Hut zu bringen. Aber glaubt mir, ihr lernt nicht nur den richtigen Umgang mit Schläger und Puck, sondern viele wichtige Dinge für euer weiteres Leben. Bleibt bitte weiterhin so motiviert wie ihr seid!
Liebe Eltern!
Hier mal ein großer Dank für euren Einsatz! Ohne eure Unterstützung und euren Einsatz die Kinder immer pünktlich zu den Trainings und Spielen zu bringen, wäre das alles nicht möglich. Wie jeder weiß waren die letzten zwei Jahre sehr schwierig. Ich bitte euch weiterhin eure Kinder zu motivieren und zu unterstützen. Ich denke gerade in Zeiten wie diesen sieht man wie wichtig der Sport für die Kinder ist. Versuchen wir gemeinsam weiterhin das Beste aus der Situation zu machen und blicken wir gemeinsam positiv in die Zukunft.
In diesem Sinne vielen Dank und alles Gute!
Thomas